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dem atem nun näher?

p. th. gewidmet, der an seinem namenstag selbstmord beging

wir standen beide ausgebrannt
an dem braungebeizten balken in der ecke
in der die unendlichkeit hockte
in der rechten ein glas bier
die linke lässig in der hosentasche vergraben

manche geheimnisse lassen sich nicht berührn

niemand ahnte dass einer von uns beiden
in der geballten faust den tod festhielt
vielleicht er selbst nicht einmal
zwei bier - noch - zum abschied
es schmeckte doch so gut
perlte der zunge den nächsten abend vor

ich wusste nicht mehr
wer von uns beiden
bezahlt hat
weiß nur noch
wer bezahlen wollte -
nicht nur das bier!
belanglose worte
ließen mich an diesem abend nicht
seine sinnlichen lippen übersehn
sie gingen nicht an uns vorüber
ebenso wenig wie wir an uns vorübergingen
kein wort war eines zu wenig
keines eines zu viel
der eine zeigte dem anderen
dass er weitergehen wollte
bedingungslos
wir zeigten es uns beide
unsere blicke lächelten sich an
zwischen den wörtern und buchstaben
zwischen uns schien der tod keine chance zu haben
dabei sahen wir uns
während wir tranken
über den glasrand an
noch lächelnder als ohne bier an den lippen
wie sollte ich spüren
dass es sein letztes lächeln war
er tat doch so gelangweilt
wie sollte ich spüren
dass er die abgase seines autos schon lange roch
durch die seitenscheibe
die den schlauch wie eine blutverengte hand
auf sich richtete
um endlich einschlafen zu können
vielleicht für immer 

und ich sehe ihn heute noch
hinausgehen nachdem er bezahlt hatte
er winkte mir zu - wie sollte ich wissen
dass seine hand zum flügel werden wollte
in dieser nacht noch und zum himmel schrie mit ihm
in diese einbahnstraße aus der es kein zurück gibt
auch nicht an unseren balken in der ecke
auf den ich immer wieder
sein volles glas bier hingestellt habe
auch wenn niemand dort stand.


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